Allen Unkenrufen zum Trotz: geht doch!
Der erste Winter in Deutschland nach dem endgültigen Ausstieg aus der Atomenergie hat uns trotz Energiekrise und gekapptem Gas aus Russland weder die befürchteten Engpässe in der Stromversorgung noch kalte Wohnungen oder gar ein Revival der Kohleverstromung beschert.
Zahlen des Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) fassen die Situation zusammen und dokumentieren eine überzeugend positive Bilanz, die auch die Szenarien beharrlicher Zweifler an der Energiewende ins Leere laufen lassen:
Danach hat Deutschland auch ohne Atomstrom und russisches Gas so wenig Kohle verstromt wie zuletzt in den Fünfzigern bzw. den frühen Sechzigern. Konkret fiel die Bruttostromerzeugung von Braunkohlekraftwerken auf das Niveau von 1963 und von Steinkohlekraftwerken auf den Stand von 1955.
Ganz vorne im Strommix lagen auch nicht die Gaskraftwerke, die 1,1 TWh weniger Strom als im Vorjahr produzierten, sondern die Erneuerbaren Energien. Die Produktion von grünem Strom stieg während der Wintermonate im Jahresvergleich um ein Drittel auf ein neues Rekordhoch. Dies ist einerseits dem zügigeren Ausbau von Wind- und Solarenergie zu verdanken, andererseits aber auch den günstigen Wetterbedingungen. Unter dem Strich kam mit rund 55 % deutlich mehr Strom aus regenerativen Quellen als aus fossilen.
Und wie hat sich die Abschaltung der Atommeiler auf die Strompreise ausgewirkt?
Nach den Zahlen von Fraunhofer ISE so gut wie gar nicht, denn der Anteil der deutschen Kernkraft an der Stromproduktion war auch in den vergangenen Jahren verschwindend gering. Illustriert wird dies durch eine interessante Berechnung der Prognos AG: Wenn – theoretisch – die letzten drei deutschen Atomkraftwerke noch am Netz wären, könnte dadurch der Strompreis pro Kilowattstunde um lediglich 0,3 Cent niedriger liegen.
Den Skeptikern zum Trotz haben sich die Strompreise 2023 wieder stabilisiert und liegen unter dem Niveau von 2021. Ausschlaggebend dafür sind die Erneuerbaren Energien, die unsere Stromversorgung nicht nur unabhängiger sondern auch günstiger machen, denn Wind und Sonne schicken bekanntermaßen keine Rechnung. Energiewende funktioniert eben doch – gewohnt komfortabel!
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Quellen: Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE; Tagesschau v. 17.03.2024