Wie steht es um das Stromsystem bei uns in Deutschland? Wie stabil und wie teuer ist es und wie muss es sich weiter anpassen, damit es mit dem steigenden Strombedarf in den kommenden Jahren Schritt halten kann? Vor wenigen Tagen veröffentlichte das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) die aktuelle Datenlage zum Stromjahr 2024.
Hiesiger Strom wird immer sauberer
Die Entwicklung der vergangenen Jahre hat sich 2024 fortgesetzt. Der Anteil der Erneuerbaren an der gesamten Nettostromerzeugung stieg weiter von 54,7 % im Jahr 2023 auf 58,6 % im Jahr 2024. Wind- und Solarenergie haben vor allem der Kohle Anteile abgenommen. Die Energieerzeugung aus Braun- und Steinkohle sank rasant um weitere 15 % gegenüber dem Vorjahr. Noch vor 10 Jahren lag ihr Anteil bei 50 %. Eine gute Nachricht für das Klima: in den 10 Jahren haben sich die Emissionen aus der Stromerzeugung halbiert!
Die Preise sinken wieder
Prinzipiell hat der Ausbau der Erneuerbaren Energien preissenkende Wirkung, weil Wind und Solar den Strom am günstigsten erzeugen. Auch 2024 zeigen die Daten: Je mehr Erneuerbare Energien im System sind, desto günstiger ist der Strom. Der durchschnittliche Day Ahead-Preis an der europäischen Strombörse lag bei 78 € pro Megawattstunde, 15,5 % tiefer als im Jahr davor. Dieser Preis an der Börse hat mit dem Preis, den die Verbraucher bezahlen, jedoch nur wenig zu tun, da Steuern und Gebühren hier zu Buche schlagen. Dass die Preise von vor der Energiekrise, die zuletzt bei rund 36 € pro Megawattstunde lagen, zurückkehren halten die Experten vom Fraunhofer-Institut für sehr unwahrscheinlich, denn beim Ausbau der Infrastruktur müsse viel nachgeholt werden, was über die höheren Netzentgelte letztendlich beim Stromkunden lande.
Stromimporte aus dem Ausland auf 5 % gestiegen
Seit dem Jahr 2002 haben wir stets mehr Strom ins Ausland exportiert als von dort importiert. Im Jahr 2023 hat sich die Situation jedoch gedreht: es wurden 9,2 Terawattstunden mehr importiert als exportiert und 2024 stieg die Menge sogar auf 24,9 Terawattstunden, was 5 % der gesamten deutschen Last ausmacht. Besteht etwa die Gefahr, dass wir uns in kalten Wintermonaten nicht mehr selbst versorgen können? Die Datenlage zeigt eine andere Situation: Tatsächlich importierte Deutschland den meisten Strom in den Sommermonaten, nicht etwa im Winter. Der Grund: Importstrom ist in den warmen Monaten besonders günstig, weil der Verbrauch sinkt und französische Kernkraftwerke zum Beispiel sich nur schwer drosseln lassen. Diesen Sommer seien die Bezugspreise aus dem Ausland besonders günstig gewesen, heißt es in einer Mitteilung des Fraunhofer-Instituts. Die Konsequenz sind Dumping-Preise, mit denen ein deutsches Kohlekraftwerk nicht mehr mithalten kann. Der Import-Zuwachs hat seine Ursache so gesehen im Markt, nicht in den deutschen Produktionskapazitäten.
Das Energiesystem ist stabil – zumindest derzeit
Unser Energiesystem hält Tage aus, an denen wenig Wind weht oder die Sonne nicht scheint. So ging auch bei der Dunkelflaute im Dezember hierzulande nicht das Licht aus. Das liegt daran, dass sich Solar- und Windenergie gut ergänzen: Wenn die Sonne nicht scheint, weht meistens viel Wind und umgekehrt. Interessanterweise waren die ertragreichsten Monate für Erneuerbare Energien im vorigen Jahr der Januar und Februar – und nicht etwa einer der Sommermonate. Doch gilt die Stabilität auch, wenn der Strombedarf weiter steigt? Wichtig dafür ist, dass der Ausbau der Windenergie mit dem der Solarenergie Schritt hält, dass der Ausbau von Batteriespeichern weiter so gut voranschreitet wie in den vergangenen drei Jahren und dass das deutsche Stromnetz intelligenter wird, mittels Einsatz von KI und Smartmetern, konstatieren die Experten des Fraunhofer-Instituts.
Ergänzen müssen wir hier noch den Punkt: So die Politik weiterhin genügend Vernunft und vorausschauendes Denken an den Tag legt, um die hervorragend vorangekommene Entwicklung der Erneuerbaren nicht zu gefährden. Ein dringender Appell in diese Richtung sei hiermit unsererseits adressiert!
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