Die langsame Umsetzung gefährdet Klimaziele und droht, die Energiewende unnötig zu verteuern
Mit dem Tempo, das derzeit an den Tag gelegt wird, ist eine flächendeckende Ausstattung der Haushalte in Deutschland mit intelligenten Messsystemen für die Stromversorgung undenkbar. So sehen es Branchenexperten und berufen sich dabei auf aktuelle Zahlen der Bundesnetzagentur. Diese belegen, dass gerade einmal 3 % der Haushalte in Deutschland über Smart Meter verfügen. Und selbst die Quote bei Verbrauchern, die mit einem Jahresverbrauch ab 6.000 kWh oder steuerbaren Verbrauchseinrichtungen wie etwa Wallboxen, Wärmepumpen oder einem Batteriespeicher zum Einbau von Smart Metern verpflichtet sind, hinkt dem gesetzlichen Ziel von 20 % bis Ende 2025 deutlich hinterher.
Dabei sind Smart Meter für die Energiewende ein zentraler Baustein und ihr Nutzen wäre enorm: Durch sie kann vorhandener Strom in den deutschen Netzen so verteilt werden, dass er möglichst effizient genutzt wird. Erneuerbare Energien können besser integriert und Lastspitzen ausgeglichen werden. Praktisch bedeutet das: In Zeiten, in denen besonders viel Strom oder sogar Überkapazitäten im Netz sind, können intelligente Stromzähler im Haushalt dafür sorgen, dass das Elektroauto auflädt, die Wärmepumpe den Wasserspeicher erhitzt oder die voreingestellte Waschmaschine den Waschgang startet.
- Eine Studie des Beratungsunternehmens Neon Neue Energieökonomie kommt zu dem Ergebnis, dass Haushalte ihre Stromkosten um mehr als 80 % senken könnten.
- Und laut einer repräsentativen Umfrage des Digitalverbands Bitkom möchten 75 % der Verbraucher in Deutschland mit einem Smart Meter flexible Stromtarife nutzen und ihren Stromverbrauch so einfach ablesen wie den Datenverbrauch auf ihrem Handy.
Woran hapert es also bei uns, wenn die Vorteile doch auf der Hand liegen und andere Länder wie Spanien, Frankreich oder unsere nordeuropäischen Nachbarn längst die meisten Haushalte mit den intelligenten Stromzählern versorgt haben? Zu teuer, zu stark reguliert, überbürokratisiert, unklare Zuständigkeiten, IT-Sicherheit auf geradezu militärischem Niveau: Branchenexperten sehen in der Kompliziertheit, mit der hier in Deutschland das Thema angegangen wird, den Grund für den schleppenden Rollout und fordern technisch betrachtet eine Light-Variante der Smart Meter, eine einfache und kostengünstige Lösung wie sie im europäischen Ausland millionenfach erprobt ist.
Dem können wir uns nur anschließen: Ohne politische Vorgaben, Entbürokratisierung und eine pragmatische Herangehensweise werden wir hierzulande noch in 10 Jahren die gleiche Rollout-Diskussion führen und die Energiewende völlig unnötig erschweren, während bei unseren Nachbarn digitale Stromnetze schon längst Normalität sind!
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