Reiches Energiewende-Plan – inakzeptabel oder konstruktiv?

ÖKORENTA PV-Park Ortlesbrunn

Wie geht es mit der Energiewende weiter? Soll der Ausbau der Solar- und Windenergie gebremst werden? Wie gestaltet sich perspektivisch der Ausbau der Stromnetze und wie sollen künftig Versorgungslücken geschlossen werden?

Bundeswirtschaftsministerin Reiche hat in den vergangenen Monaten grundlegende Eckpfeiler der Energiewende in Frage gestellt und mit dem von ihr in Auftrag gegebenen Energiewende-Monitoring nicht nur in der Branche, sondern auch bei Investoren und der allgemeinen Öffentlichkeit für Irritation gesorgt.

Geht es um eine Rolle Rückwärts oder tatsächlich um das erklärte Ziel, die Energiewende kostengünstiger voranzubringen? Was ist von dem 10-Punkte-Plan, den Frau Reiche als Antwort auf das Ergebnis des Monitoring-Berichts aufgestellt hat, konkret zu erwarten? Könnte er – falls er so umgesetzt würde – sinnvoll Kosten einsparen oder am Ende die Energiewende ausbremsen?

Viele Fragen, die durch die Medien geistern. Eine kurze Zusammenfassung und Bewertung:

Zu einer „Zeitenwende“ der Energiewende, von der die Ministerin ursprünglich gesprochen hat, soll es nicht kommen. Der Atomkraftausstieg wird nicht angetastet, an dem 80 %-Ziel aus Erneuerbaren bis 2030 festgehalten und auch die Klimaziele bleiben gesetzt. Gleichwohl sollen Fördermittel überprüft und reduziert und Investitionen künftig flexibler gesteuert werden. – Also doch Retro-Politik durch die Hintertür?

Konkrete Einsparpotenziale sieht die Ministerin in folgenden Bereichen:

Private PV-Anlagen: Aus Sicht der Ministerin braucht es keine staatliche Förderung mehr für neue Dachsolaranlagen. Daher sieht ihr Plan vor, die fixe Einspeisevergütung für Neuanlagen abzuschaffen und eine Verpflichtung zur Direktvermarktung einführen. 

Offshore Windparks: Der Ausbau von Windanlagen auf See soll gedrosselt werden. Durch die, wie sie es nennt, Optimierung des Offshore-Ausbaus können nach ihrer Meinung Netzanbindungsleitungen eingespart und damit hohe Kosten reduziert werden. Konkreter wird die Ministerin hier nicht.

Netzausbau: Der Ausbau der Stromnetze gilt als einer der größten Kostentreiber der Energiewende. Die Bundesnetzagentur rechnet mit Kosten in Höhe von mehr als 500 Mrd. € bis 2045. Für die Optimierung machte Reiche eine Reihe von Vorschlägen, etwa regional differenzierte Baukostenzuschüsse. Außerdem will die Ministerin Leitungen künftig nicht mehr unter der Erde verlegen lassen, da die Nutzung von Freileitungen bei neuen Vorhaben erhebliche Einsparpotenziale biete.

Gaskraftwerke: Die Ministerin will neue Gaskraftwerke mit bis zu 20 GW Leistung zubauen. Diese sollen als Back-up genutzt werden, wenn in Dunkelflauten der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint. Reiche setzt damit auf Technik, die nicht nur teure Brennstoffe erfordert, sondern auch noch Milliardensubventionen verschlingen wird, weil diese Reservekraftwerke nur selten laufen werden und die Betreiber für die reine Bereitstellung entschädigt werden müssen. Dunkelflauten traten übrigens in der Vergangenheit höchstens ein- bis neunmal pro Jahr auf.

Wasserstoff: Dass bis 2030 zehn GW Elektrolysekapazität zur Produktion von grünem Wasserstoff stehen, hält die Ministerin nicht für realistisch. Die bisherigen Ausbauziele sollen stattdessen durch „flexible Ziele“ ersetzt werden. Beim Wasserstoff will Reiche auch eine Abkehr von der Pflicht, diesen nur mit erneuerbaren Stromquellen zu erzeugen. Wasserstoff soll also auch aus Erdgas erzeugt werden dürfen. Das könnte heißen, dass im Hinblick auf grünen Wasserstoff überhaupt nichts mehr passiert.

Unser Kommentar: Tatsächlich zeigen alle seriösen Studien, dass Strom und Wärme schon heute deutlich teurer wären, hätten wir weniger grüne Kraftwerke im System. Laut der Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien hat Deutschland dank seiner Erneuerbaren allein 2024 über 14 Mrd. € weniger für den Import an fossilen Brennstoffen ausgegeben als im Vorjahr und rund 70 Mrd. € weniger als im Jahr 2022.

„Mit dem dynamischen Ausbau der Erneuerbaren sind wir in Deutschland nachweislich auf einem guten Weg. Das sieht auch Frau Reiche so. Ihr Paket zur Kosteneinsparung enthält daher weder Änderungsvorschläge für die Windenergie an Land noch für Freiflächen-Solaranlagen. Beide Technologien sind und bleiben tragende Säulen der Energiewende mit gesetzten Ausbauzielen. Für uns als ÖKORENTA ist dies eine starke Bestätigung unserer Ausrichtung, denn mit unseren Fonds sind wir auf Freiflächen-PV und Windenergie an Land fokussiert. Die vorgesehenen Kürzungen für die Bereiche Aufdach-PV und Offshore-Windenergie halten wir für richtig. Aus gutem Grund haben wir diese Technologien nie als Assets für unsere Fonds in Erwägung gezogen. Kontraproduktiv ist jedoch die enorme Diskussionswelle, die Frau Reiche mit ihrem Vorstoß ausgelöst hat, insbesondere da diese auf den gesamten Sektor überschwappt. Damit die Energiewende vorankommt, braucht es Planungssicherheit und Stabilität. Nur so können die dringend erforderlichen Investitionen weiterhin zügig getätigt werden“, so unser Vorstandsvorsitzender Jörg Busboom.

Und was bedeutet das alles für unsere Anleger? Derzeit überhaupt nichts, außer dass die Diskussion völlig unnötig die allgemeine Stimmung trübt. ÖKORENTA Fonds investieren weder in Offshore-Windparks noch Solar-Aufdachanlagen. Von möglichen Änderungen in der Gesetzgebung wären unsere Fonds demnach sowieso nicht betroffen. Der Fokus der ÖKORENTA Fonds wird weiterhin wie seit vielen Jahren bewährt, auf Solar-Freiflächenanlagen und Windparks an Land liegen. – Also für unsere Anleger und Vertriebspartner alles im grünen Bereich!

>> mehr zum 10-Punkte-Plan der Bundesministerin für Wirtschaft und Energie Katherina Reiche

Abb.: Energiepark Ortlesbrunn © ÖKORENTA Gruppe

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