Von ungenutzten Speicherpotenzialen
Kraftwerksbetreiber haben in den vergangenen Jahren zunehmend mit dem Bau von Batteriespeicheranlagen begonnen, um überschüssig produzierten Strom einzuspeichern. Bisher reicht die Speicherkapazität innerhalb unserer Netze dafür jedoch bei Weitem nicht aus: So müssen regelmäßig Windenergieanlagen in Deutschland gestoppt werden, um eine lokale Überlastung der Stromnetze zu vermeiden.
Ein Beitrag zur Lösung des Dilemmas könnte näher liegen, als vielfach vermutet. Kaum jemand ahnt, dass sich in den Batteriespeichern deutscher Eigenheime inzwischen eine Speicherkapazität von fünf Atomkraftwerken verbirgt. Rund acht Gigawatt an Stromspeichern finden sich in Kellern, Dachböden und Garagen in Deutschland. Sie alle könnten zu virtuellen Kraftwerken zusammengeschlossen werden, die flexibel große Mengen an Strom speichern und wieder in das Netz zurückschleusen. Mithilfe von Smart Metern oder dynamischen Stromtarifen könnten Haushalte flexibel Strom aus dem Netz ziehen und wieder an das Netz zurückgeben, wenn er sich für einen guten Preis verkaufen lässt.
Das Prinzip dahinter ist einfach: Heimspeicher entlasten das Netz, wenn die Produktion von Erneuerbaren es an die Belastungsgrenzen bringt. Der abgezweigte Strom könnte dann entweder vom Besitzer des Stromspeichers verbraucht werden oder später zu wesentlich attraktiveren Konditionen ins Netz abgegeben werden. Je mehr Stromspeicher dabei eine große Einheit bilden, desto günstiger würde dieses Vorgehen für den einzelnen Teilnehmer. Vor allem jedoch würde die Kombination aus Großspeichern und zusammengeschlossenen Heimspeichern genau die Flexibilität im Stromnetz herstellen, die für die kommenden Jahre nötig sein wird. Die Frankfurter Rundschau berichtete dieser Tage über den spannenden Ansatz.
2024 könnte der zweimillionste Heimspeicher installiert werden – BVES verkündet Branchenzahlen
Nachdem 2023 die Grenze von einer Million Anlagen in Deutschland durchbrochen wurde, erwartet der Bundesverband Energiespeicher Systeme (BVES) für das laufende Jahr die Zwei-Millionen-Speicher-Grenze zu erreichen. Haushalte gaben 2023 fast 11,1 Milliarden Euro für Heim- und Wärmespeicher aus, im Vorjahr waren es noch 6,4 Milliarden Euro.
Die Heimspeicher sind also vorhanden – ihre Anzahl wächst. Bleibt noch die Hürde der praktischen Umsetzung einer vernetzten Lösung. Es gibt konstruktive Ansätze wie die Stromspeicherstrategie der Bundesregierung zeigt, aber noch ist unklar, wie und bis wann diese konkret umgesetzt werden soll. Wir bleiben für Sie am Ball und freuen uns, derart grandiose Ideen weiterhin mit Ihnen teilen zu können.
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